Was ist für die Ewigkeit?

Kleine Triggerwarnung: Ich schreibe über Trennung. Scheidung und Co.

Moin!

Letzte Woche habe ich mit einer guten Freundin telefoniert. Wir beide sind davon ausgegangen, dass wir uns nur Mal für fünf Minuten unterhalten und dann wieder auflegen würden. Dem war nicht so. Wir redeten über all das was in den letzten Monaten in unserem Leben passiert ist und uns beschäftigt/e.

Es ging vordergründig, um die Trennung der Eltern. Ich fühlte mich in dem Gespräch so verstanden, wie schon lange nicht mehr. Ich fühlte mich mit alldem was ich in den letzten Wochen erlebt hatte, nicht mehr ganz so alleine. <3

Gerade habe ich ein Video von Ellathebee auf Youtube gesehen, in dem sie bekannt gibt, dass sie sich von ihrem Freund/Mann nach 17 Jahren Beziehung getrennt hat.

Mit meinem Freund habe ich auch schon über Zukunftsgedanken geredet und wir beide tendieren dazu zu "overthinken". Deshalb habe ich, sowie er sich gefragt: "Ist das was wir zwischen uns haben für die Ewigkeit?"

Ich habe gerade versucht meine Gedanken und offene Fragen zum Thema "Ewigkeit" in einen kleinen Gedicht zusammenzufassen...

Was ist für die Ewigkeit?

Bin ich ewig? Bist du ewig?

Sind wir für die Ewigkeit?

Werden wir andauern, fortdauern, überdauern?

Wie können wir uns verewigen?

Was von mir bleibt? Was von dir bleibt?

Was von uns bleibt?

Für mich hat lange Zeit "Beziehung" keinen Sinn gemacht, weil sich doch eh immer "alle" irgendwann mal trennen und scheiden lassen. Liebe, wollte ich schon immer gerne, aber der Kummer der einhergeht, mit einer Trennung, den wollte ich mir ersparen.

Btw ich bin ein Scheidungskind. Meine Eltern haben sich als ich drei Jahre war scheiden lassen. Beide haben eine*n neue*n Ehepartner*in. Und nun war es am Ende des letzten Jahres so, dass meine Mama und mein Bonuspapa sich trennen wollten (wieder einmal, aber dieses mal wirklich!) Für mich persönlich war es nicht so ein großer Schock, wie für meine Freundin, mit der ich telefoniert habe. Bei ihren Eltern war es nicht so vorhersehbar. Eigentlich immer alles gut. Eigentlich. Ich dagegen habe das Wort "Trennung" gerade in meiner Jugend schon des Öfteren gehört...

Bist du auch ein Scheidungskind? Oder sind deine Eltern noch zusammen?

Meine Großeltern, die Eltern meiner Mama waren für mich immer mein Ideal von Beziehung/Ehe führen. Sie waren als mein Opa 2018 starb, über 50 Jahre zusammen verheiratet. Zwar haben sie sich auch öfter mal gestritten, aber sie sind jeden Tag aufs neue zusammen eingeschlafen und wieder zusammen aufgestanden. Sie erlebten den Alltag zusammen, gönnten sich Urlaube, teilten Momente und sie liebten sich. Sie waren nicht perfekt, keinesfalls. Wer ist das schon?

Meine Oma liebt mein Opa auch noch nach seinem Tod und sagt, er war und bleibt ihre große Liebe. <3

In meinem Inneren waren also zwei widersprechende Gedanken. Auf der einen Seite stand der Gedanke "Nein, ich will keine Beziehung. Die endet sowieso..." und auf der anderen Seite "Ich wünsche mir eine Beziehung. So eine, die lange hält, wie die von meinen Großeltern. Aber vielleicht noch ein bisschen mehr Disney, bitte."

Meinem Freund habe ich gleich am dritten Tag in Bremen kennengelernt und am sechsten war ich in einer Beziehung, mit ihm. "Viel zu schnell", meinten ein paar von seinen und meinen Freunden. Tja, was soll ich sagen. Es fühlt sich nach wie vor gut mit ihm an. Ich fühle mich nach wie vor frei und wie ich selbst. Ich dachte immer, dass ich mich verändern müsste, um zu gefallen und das dieser Mensch, nur dann in meinem Leben bleibt. Umso schöner ist es, dass ich jetzt gerade für die Person geliebt werde, die ich bin. Komisch und schön zugleich. Haha. Er schätzt mich wert, geht auf mich ein, kann mich fast so gut lesen, wie meine Mum (gerade wenn ich angespannt/traurig/...bin). Klar macht er auch gerne mal einen Scherz auf meine Kosten. Aber wie oft mache ich das gleiche mit ihm und mit anderen? ;-)

Wie meine Großeltern, kennen die Eltern meines Freundes, sich einfach schon immer (seit der Kindheit) und sind (hoffentlich) noch lange lange glücklich bis zum Ende ihres Lebens miteinander.

Mein Freund meinte, dass sie sich fast nie gestritten hätten. Dagegen haben meine Eltern viel gestritten. Sie meinten immer, das wäre kein Streit, sondern eine "Meinungsverschiedenheit". Ich moderierte oft zwischen ihnen. Als Kind schwor ich mir, mal irgendwann nicht so eine für mich anstregende Beziehung zu führen. Sie lieben sich schon, auf ihre Art und Weise. Sie haben sich in einem Moment bitter gestritten und im nächsten Moment Tränen gelacht. Ich konnte das Verhalten nie verstehen. Ich möchte von dem Mann, mit dem ich zusammen bin gut behandelt werden (ohne wenn und aber)! Ich möchte mich austauschen und diskutieren, aber nicht streiten und ausfällig werden! Ich möchte meinen Mann unterstützen und inspirieren, sowie ich das mir von ihm wünsche. Ich möchte Ehrlichkeit, gegenseitiges Vertrauen und Harmonie.

Was ist dir wichtig in einer Beziehung?

Mein Freund meinte letztens zu mir: "Worüber kann man sich überhaupt so viel streiten?" Irgendwie fand ich die Frage süß und ich musste kurz selber überlegen, über was man sich so streiten kann.

Durch die Soziale Arbeit habe ich sehr viel über Kommunikation gelernt und kann etwas ansprechen, ohne z.B. Du-Botschaften zu senden. Ich habe seit meinem Studium weniger Streit, mit meinen Mitmenschen. Das ist wirklich schön. <3

Streitest du dich viel? Wenn ja, wozu?

Ich merke, dass ich abscheife. Aber ich könnte noch stundenlang darüber schreiben, nur möchte ich jetzt gerne nochmal auf die Ausgangsfrage eingehen: "Was ist für die Ewigkeit?"

Ganz platt gesagt, sind wir eine Sternschnuppe im großen Universum. Wir werden geboren, leuchten und erlöschen irgendwann. Also sind wir nicht ewig...

Wenn mir die Ewigkeit bewusst wird, dann bin ich oft melancholisch und traurig. Denn irgendwie gibt es so viel zu erleben (reisen, lesen, weiterbilden usw.) und zu schaffen (innovative Ideen umsetzen, die zu einer positiven Klimaveränderung beitragen, sich für Menschenrechte stark machen, ein Buch schreiben usw.) und es ist so wenig Zeit.

Hier fällt mir der Spruch von Herr der Ringe ein, als Gandalf mit Frodo redete und ihm Mut zu sprach.

Und dann muss ich an all die Zeit und die Glücksmomente denken, die ich bis jetzt in meinem Leben erlebt habe. Außerdem denke ich an die Menschen, die in meinem Leben waren und sind. Ich denke auch an Erkenntnisse die ich hatte, wo ich schon überall gearbeitet und gewohnt habe. Ich denke daran, wie oft ich mich meinen Ängsten gestellt habe z.B. vor 1000 Leuten moderieren, alleine reisen, Aktmodel sein usw. All das hat mich geprägt und die Sternschnuppe heller strahlen lassen. Und die sie strahlt nach wie vor, wie lange, das weiß niemand so genau. Das Leben ist bis zum Ende spannend, wie eine gute Serie. Haha.

Ich habe zu meinem Freund gesagt, dass man nie weiß was ewig bleibt und hält. Deshalb kann ich immer nur wieder jeden Tag, jeden Moment, den ich erlebe, gestalten, genießen und mich entscheiden für etwas und jemanden. Ich habe mich für dich entschieden. Gestern und heute. Was morgen kommt, dass werden wir erleben..

Jeder noch so kleiner Moment ist eine kleine Ewigkeit.

Lysann