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Verabschiedungen

  • Autorenbild: lysannvoelz
    lysannvoelz
  • 17. Nov. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Diesen Eintrag habe ich am Samstag Abend, den 14.11.20 verfasst. Es war der letzte Abend in Cidreag, bevor wir nach Deutschland gefahren sind.


Moin!


Die Rucksäcke sind gepackt, das Kinga Haus geputzt, die To-Do Liste wurde an Ben (ein super sympathischer Mitfreiwilliger) übergeben. Denn obwohl BuKi seit einer Woche geschlossen ist, steht BuKi nicht still. Am Montag wurde bei der Teamsitzung besprochen, wie es weiter geht. Hierbei wurde ein Essensplan erstellt, der festlegt welche Mahlzeiten es wann gibt und welche Familien zusätzliche Lebensmittelpakete oder auch Holz erhalten. Jeden Morgen wurden unzählige Butterbrote geschmiert, Tee aufgekocht und zum Transport bereit gemacht. Dann gingen 3-4 Mitarbeiter*innen ins Viertel und verteilten das Frühstück. Mittags wurde warm gekocht und auch das Essen wurde verteilt. Die Kinder und deren Familien nahmen es dankend an. Sie haben zunehmend mehr Hunger...

Aber nicht nur der zunehmende Hunger und die sinkenden Temperaturen waren diese Woche Themen, nein, auch wurde ein 11-jähriges Mädchen mit einem 11-jährigen Jungen verheiratet. Eine Oma, die sich um mehr als 5 Kinder von 0 bis 19 Jahren kümmert ist abgehauen und wann bzw. ob sie wieder kommt, weiß keiner. Dann hat eine junge Mutter (19 Jahre) auf ihr Baby eingehauen, weil sie restlos überfordert ist und war. Nora ist dazwischen gegangen! Zum Glück.


Die Leiterin des BuKi Hauses sagte: "Wenn ich aktuell durch das Viertel gehe, dann spüre ich großen Druck auf meiner Brust. Danach fühle ich mich total ausgelaugt und müde."

Tanja, Nora und ich sind Nachmittags oft noch zusätzlich ins Viertel gegangen und haben uns bei den Familien in den Hütten aufgehalten. Absoluter grau-schwarz Bereich, in Zeiten von Corona! BuKi darf aktuell nicht mehr, als Essen zu verteilen. Deshalb gingen wir als Privatpersonen zu den Kindern und nahmen uns Zeit für Anliegen, kleine Späße, "Beautybehandlungen", Tanzeinlagen... Eben ein bisschen Abwechslung.


Gestern haben wir mit den Pädagoginnen gefrühstückt und uns herzlich bei Ihnen bedankt für die intensive Zeit! Auch wir wurden reich beschenkt, mit selbst gemachten Cremes und Masken.


Heute waren wir noch bei den Kindern. Der wohl emotionalste Teil.


Weist du, vor 5 Wochen war ich das erste Mal im Viertel alias Slum. Vor 5 Wochen hat es mich sprachlos zurück gelassen und ich fühlte mich zum Beispiel unwohl damit, an einer fremden Hütte anzuklopfen, einzutreten und wie die Hühner auf der Stange auf dem Sofa bzw. Bett zu sitzen. Mittlerweile kenne ich einige Kinder und deren Familien. Wenn ich jetzt anklopfe, werde ich an der Tür herzlich empfangen, mir wird Essen angeboten und auch wenn wir immer noch wie die Hühner auf der Stange sitzen, fühle ich mich wohl damit. Ich nehme zwar immer noch die sehr sehr ärmlichen Verhältnisse wahr und möchte die Situation der Kinder und deren Familie ändern, aber ich finde es beeindruckend wie herzlich die Menschen hier sind, obwohl sie so wenig haben! ❤️


Mir sind die Kinder, die Mitfreiwilligen und die Pädagoginnen ans Herz gewachsen. Ich kann gar nicht nicht nochmal her kommen!

Bis bald!

Lysann

 
 
 

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